Sehschädigung - Was ist das?

Sehschädigung - Was ist das?

Die gesetzliche Definition von Sehschädigung - der Oberbegriff für Blindheit und Sehbehinderung - erfolgt in Deutschland nach den Bestimmungen der Deutschen Ophthalmologischen Gesellschaft. Diese augenärztliche Einteilung bezieht sich auf die Messung der Fernsehschärfe, d. h. dem noch vorhandenen Visus bei bester Korrektur, d. h. mit Brille bzw. Kontaktlinsen. Diese Messung erfolgt i. d. R. mit Sehprobentafeln.
Der Normalsichtige hat einen Visus von 1,0. Eine geringere Sehschärfe von z. B. 1/5 bedeutet, dass diese Person mit Brille/Kontaktlinsen erst auf einem Meter Entfernung sieht, was ein Normalsichtiger auf 5 Metern Entfernung sehen kann.

Der Visus allein ist aber nicht ausschlaggebend dafür, was eine Person sehen kann und was nicht. Darüber hinaus sind u. a. Alter, Tageszeit, Tagesverfassung, Helligkeit, Kontrast, Farbgebung, Bewegungsrichtung und –geschwindigkeit, Intelligenz, Erfahrung, Motivation, Leistungsbereitschaft, Zeitpunkt des Eintritts der Sehschädigung und Verlauf der Sehschädigung von Bedeutung.

Man unterscheidet zwischen korrigierbaren und nicht korrigierbaren Sehschädigungen.
Die korrigierbaren wie z. B. die Weitsichtigkeit und Kurzsichtigkeit, lassen sich weitgehend mit einer Brille oder mit Kontaktlinsen beheben. Die nichtkorrigierbaren Seheinschränkungen sind angeboren bzw. sind häufig Ursache durch eine Erkrankung oder einen Unfall. Sie betreffen Störungen im Bereich des Sehnervs, der Netzhaut, der Linse oder der Hornhaut.

Man unterteilt die Stärke von Sehschädigungen in vier Kategorien:

 

Sehbeeinträchtigung
Sehbeeinträchtigt ist, wer trotz Korrektur normale Sehfunktionswerte nicht erreicht und deren Sehschärfe (Visus) in der Ferne und/oder in der Nähe zwischen 1,0 (volle Sehschärfe) und 0,3 (1/3) beträgt.

 

Sehbehinderung
Der Begriff "Sehbehinderung" bezieht sich auf ein beeinträchtigtes Sehvermögen, das auf eine verminderte Sehschärfe und/oder ein reduziertes Gesichtsfeld zurückzuführen ist. Sehbehindert ist, wessen Visus auf 1/3 (0,3) bis 1/20 (0,05) der Norm (1,0) herabgesetzt ist. Das heißt, dass ein Mensch mit einer Sehschärfe von 1/3 (bzw. 0,3) ein Sehzeichen aus 1 m Entfernung erkennen kann, welches ein Normalsichtiger aus 3 m Entfernung erkennen kann.

Außerdem können zusätzliche Probleme wie z. B. erhöhte Blendempfindlichkeit oder Anomalien der Farbwahrnehmung auftreten. Der Verlust des Sehvermögens kann das Sehzentrum, periphere Felder oder nur bestimmte Teile der peripheren Felder des Gesichtsfelds in einem oder beiden Augen betreffen.

 

Hochgradige Sehbehinderung
Als hochgradig sehbehindert gilt, wer eine Herabsetzung auf 1/20 (5%) bis 1/50 (2%) der Norm (100%) aufweist. Diese Werte können mit einer Brille oder Kontaktlinsen nicht mehr verbessert werden.

 

Blindheit
Als blind gilt, dessen Sehleistung unter 1/50 (2%) der Norm liegt. Das heißt, dass bei einem blinden Menschen theoretisch noch ein Sehrest vorhanden sein kann. Meist beschränkt sich dieser auf Hell-/Dunkelwahrnehmung. Von "Blindheit" spricht man auch dann, wenn trotz eines besseren Visus von 1/50 das Gesichtsfeld stark eingeschränkt ist, wie z. B. beim Röhrengesichtsfeld.

 

Kennzeichen einer Sehschädigung

Bei sehgeschädigten Menschen lassen sich häufig verschiedene Auffälligkeiten beobachten. Die folgenden Kennzeichen einer Sehschädigung lassen sich dabei unterscheiden.

Pädagogische Auffälligkeiten

  • Falsches Abschreiben von der Tafel, Zeile verlieren, Orientierungsprobleme
  • Schwierigkeiten beim Lese- und Schreiblehrgang
  • Geringer Lese- und Schreibabstand
  • Übermäßig großes oder sehr kleines Schriftbild
  • Schlechte Schrift, Nichtbeachten der Linien
  • Schiefe Kopfhaltung beim Fixieren
  • Übersehen von gesuchten Gegenständen
  • Anstrengender Gesichtsausdruck beim Betrachten eines Bildes
  • Schnelles Ermüden, häufige Kopfschmerzen
  • Verwechseln von Farben
  • Langsames Arbeitstempo

Motorische Auffälligkeiten

  • Steifes, unsicheres Gehen
  • Fehltritte bei Treppen, zögernde oder ängstliche Bewegungen, Halt suchen am Treppengeländer
  • Häufiges Anstoßen, Stolpern, Danebengreifen
  • Unsicherheiten im Sport: ängstliche Bewegungen, zu späte oder gar keine Reaktionen beim Ballspielen
  • Versagen bei Gruppenveranstaltungen, Übernervosität bei Bewegungsanforderungen
  • Orientierungsprobleme

Medizinische Auffälligkeiten

  • häufiges Augenreiben, Rötung oder Tränen der Augen
  • schiefe Kopfhaltung beim Sehen
  • Auffälligkeiten wie Augenzittern, Augenrollen, Schielen
  • Lichtscheu, erhöhte Blendempfindlichkeit, Abdunkeln des Lichteinfalls z. B. mit dem Arm vor dem Kopf
  • Wunsch nach mehr Licht
  • Äußerungen über verschwommenes, unscharfes Sehen
  • Blinzeln, übermäßiges Zwinkern, Zusammenkneifen der Augenlider
  • Scheinbares Vorbeisehen an einem angeschauten Gegenstand oder Schwierigkeiten beim Herstellen von Blickkontakt