Was sind Elektronische Lupen?

Elektronische Lupen, auch E-Lupen genannt, sind kompakte elektronische Sehhilfen im Handtaschenformat. Im Unterschied zu herkömmlichen optischen Lupen nehmen sie Schriftstücke oder andere "kleine" Objekte mit einer Kamera auf und geben diese stark vergrößert auf dem eingebauten Display wieder.

Optische Lupen sind in ihren Vergrößerungsmöglichkeiten stark begrenzt (maximal 8fache Vergrößerung) und je stärker eine optische Lupe vegrößert um so kleiner ist der Ausschnitt den man sehen kann. Digitale oder elektronische Lupen dagegen können deutlich stärker vergrößern und bieten zudem die Möglichkeit, das aufgenommene Bild in unterschiedlichen Kontrastfarben darzustellen.

Anwendungsbereich für Elektronische Lupen

Genutzt werden E-Lupen von sehbehinderten Personen vor allem unterwegs, z. B. im Restaurant um Speisekarten zu lesen oder an einer Bushaltestelle Fahrplaninformationen erkennen zu können. Entsprechend werden die Lupen netzunabhängig mit Akkus betrieben. Im Vergleich zu optischen Lupen können E-Lupen nicht nur vergrößern, sondern auch in unterschiedlichen Farbkontrasten darstellen oder ein Bild "einfrieren", damit die Nutzer es in Ruhe betrachten können.

Die E-Lupe wird dafür über das Lesegut (z. B. ein Schriftstück) bewegt. Einige bieten für eine leichtere Handhabung zu diesem Zweck kleine Rollen oder einen ausklappbaren Handgriff. Dennoch ist die kontinuierliche Bewegung über das Lesegut etwas mühsam, weswegen E-Lupen in der Regel nicht zum Lesen längerer Texte eingesetzt werden.

Der möglichen Vergrößerung sind durch die relativ kleinen Displays der Geräte, deren Durchmesser meist zwischen 4 und 7 Zoll liegt, Grenzen gesetzt.

Merkmale Elektronischer Lupen

Displaygröße und Gewicht

Die Größe der eingebauten kleinen Monitore ist je nach gewähltem Modell unterschiedlich. Je nach Displaygröße unterscheidet sich entsprechend auch der Vergrößerungsbereich der Lupe sowie der darstellbare Bildausschnitt. Die typische elektronische Lupe ist mit einem 4,3" Display (ca. 10 cm Bilddiagonale) ausgestattet, andere Modelle verfügen über 5" oder 7" ca. (17,8 cm Bilddiagonale). Auch Modelle mit bis zu einem 12" großen Display sind bereits erhältlich, die der Bauart einer elektronischen Lupe ähneln, wobei diese dann eher in die Katagorie "mobiles Bildschirmlesegerät" einzuordnen sind.
Je nach Displaygröße schwankt auch das Gesamtgewicht der Geräte von etwa 120 g bis ca. 1.100 g.

Vergrößerung

Der mögliche Vergrößerungsbereich von elektronischen Lupen liegt zwischen 2fach und 25fach. Dabei bieten die 4,3" - Lupen meist eine Vergrößerungsspanne von 2fach bis 10fach, die größeren Modelle können stärker vergrößern, beginnen jedoch in der Darstellung oft erst bei 4facher Vergrößerung (oder mehr).

Zu unterscheiden ist in jedem Fall, ob die Vergrößerung am Gerät stufenlos einstellbar ist oder ob es ggf. nur drei oder vier Vergrößerungsstufen gibt. Zu bedenken ist immer, dass je stärker die Vergrößerung ist, desto kleiner ist der Ausschnitt der Vorlage die man betrachten möchte. Benötigt man also eher hohe Vergrößerungen, ist eventuell ein größeres Modell ratsam.

Bedienung

Die Bedienung ist bei allen Geräten relativ einfach, in der Regel gibt es wenige, gut erkennbare Tasten. Von Vorteil ist es, wenn die Lupe direkt auf ein Schriftstück gelegt werden kann, damit ein ruhiges Bild zum Ansehen erzeugt wird. Für eine bessere Orientierung auf der Vorlage ist es empfehlenswert, wenn die Kamera der Lupe mittig im Gerät angebracht ist. Das gewünschte Objekt befindet sich dann direkt unter dem Gerät.
Gern genutzt werden oftmals die Modelle, die über einen ausklappbaren Handgriff verfügen, da man die elektronische Lupe dann ähnlich einer optischen Lupe bewegen kann.
Einige Modelle haben auch einen integrierten ausklappbaren Ständer, durch den man das Display in eine ergonomische und komfortable Lesehaltung kippen kann, wenn man beispielsweise eine flach auf dem Tisch liegende Zeitung liest.

Funktionen

Neben der unterschiedlichen Vergrößerung und der Darstellung im Echtfarbmodus kann man typischerweise auch verschiedene Farbkontraste einstellen. So kann man sich das gewünschte Objekt auch im Schwarz-Weiß-Modus oder gar in einem sogenannten Fehlfarbmodus (z. B. gelbe Schrift auf schwarzem Grund) anschauen. Je nach Art und Ausprägung der Sehbehinderung ist das vor allem beim Lesen von Text mitunter hilfreich.

Eine automatische Scharfstellung des Bildes (Autofokus) gehört gewissermaßen zur Grundausstattung dieser Geräte. Nutzt man die elektronische Lupe auch für Schreibarbeiten ist es sinnvoll, wenn sich der Autofokus auch abschalten lässt.

Viele Modelle bieten eine Einfrier- bzw. Standbildfunktion an. Damit kann man ein Bild bzw. bei einigen Lupen auch mehrere Bilder abspeichern. Diese Funktion ist von Vorteil, wenn man z. B. Informationen lesen will, die sich gerade noch in Greifnähe befinden (z. B. ein Fahrplan, der sehr hoch hängt).

Akkulaufzeit

Für die mobile Nutzbarkeit spielt die Laufzeit des Akkus eine entscheidende Rolle. Diese schwankt grundsätzlich je nachdem, ob das Gerät nur im Stand-by- oder im Vollbetrieb läuft. Die angegebenen Akkulaufzeiten der Geräte liegen zwischen 1,25 und 4,5 Stunden. Die Ladezeiten liegen zwischen 2 und 5 Stunden.

Verwendungmöglichkeiten Elektronischer Lupen

Vorlagen vergrößern

Typischerweise werden elektronische Lupen zur Vergrößerung verschiedener Vorlagen oder Objekte genutzt. So kann man natürlich Texte in Briefen oder einer Zeitung lesen. Genauso hilfreich ist die elektronische Lupe aber um z. B. das Display der Waschmaschine, die Beschriftung des Heizungsventils oder des Busfahrplans an der Haltestelle und die Preise im Supermarkt entziffern zu können.

Notizen schreiben

Elektronische Lupen verfügen zum Teil über integrierte, ausklappbare Ständer, die es ermöglichen das Gerät so zu positionieren, dass man unter der Kamera schreiben kann. So wird das Ausfüllen von Formularen und das Unterschreiben wieder möglich. Für längere Schreibarbeiten ist jedoch eher ein Bildschirmlesegerät geeignet.

Anschlussmöglichkeiten

Manche Modelle können über ein (meist mitgeliefertes) Kabel an einen größeren PC-Monitor oder an ein Fernsehgerät angeschlossen werden. Dadurch kann man eine deutlich stärkere Vergrößerung erzielen und komfortabler Lesen.

Fernlesefunktion

Es gibt E-Lupen die neben der Standbildfunktion auch eine Art Fernlesefunktion anbieten. In der Regel funktioniert dies über eine zusätzliche Kamera im Gerät, die etwas weiter entferne Objekte wie z. B. Straßenschilder erfassen und vergrößern können. Nach unseren Erfahrungen sind diese Funktionen jedoch meist etwas umständlicher zu bedienen und somit nicht für jeden Nutzer geeignet. Es lohnt sich daher, diese Funktion vor dem Kauf eines Gerätes zu testen.

Für wen sind elektronische Lupen geeigent?

Elektronische Lupen werden oftmals als "Einstiegshilfsmittel" im Bereich der elektronischen Hilfsmittel betrachtet. Sie sind einfach bedienbar und dadurch auch durch ältere Menschen gut einsetzbar. Elektronische Lupen sind der erste Schritt, wenn die Vergrößerungsmöglichkeiten der optischen Lupe oder anderer optischer Vegrößerungsgeräte nicht mehr ausreicht.
Liegt der Nutzer mit seinem Sehvermögen hier gerade im Grenzbereich, ist eine elektronische Lupe und eine entsprechende Beleuchtung möglicherweise schon vollkommen ausreichend.

Für die meisten Betroffenen sollte eine elektronische Lupe jedoch immer als mobile Ergänzung zu einem Bildschirmlesegerät gesehen werden. Das Lesen langer Texte, wie z. B . Bücher oder auch längeres Schreiben wie beim Lösen von Kreuzworträtseln ist mit einer elektronischen Lupe sehr umständlich. Sinn dieser Geräte ist eigentlich, überall da zum Einsatz zu kommen, wo man das Bildschirmlesegerät nicht mit hinnehmen kann.

Finanzierung

Im Vergleich zu optischen Lupen sind elektronische Lupen eher hochpreisig. Die Preisspanne liegt zwischen ca. 600 EUR bis deutlich über 1.000 EUR, je nach Größe und Funktionsumfang. Elektronische Lupen bieten jedoch auch deutlich mehr Möglichkeiten als eine optische Lupe. Eine Finanzierung durch die gesetzliche Krankenversicherung ist unter bestimmten Voraussetzungen möglich.